WIRTSCHAFTSSPIEGEL - Ausgabe 05/23

10 Fotos: Die Teigmacher, privat Wenn von Thüringen als Gründerland die Rede ist, dann zielt das fast ausschließlich auf Start-ups im Technologiebereich ab. Aber was ist mit den vielen anderen Gründern, die sich im Handwerk oder im Dienstleistungsbereich selbstständig machen? Maximilian Stiebling ist einer von ihnen. Er hat „Die Teigmacher“ gegründet. Damit will er zurück zu den Wurzeln seines Handwerks. WIRTSCHAFTSSPIEGEL-Chefredakteur Torsten Laudien ist nach Bad Tabarz gefahren und hat einen Menschen getroffen, der seinen Traum leben will – bei allen Fährnissen, die das mit sich bringt. „Selbstbestimmt zu sein, ist wichtiger als Sicherheit“ Gründerportrait Max Stiebling Maximilian – kurz Max – Stiebling ist zum ersten Mal auf meinem Radar erschienen, als er Ende 2022 den ThExAward in der Kategorie Gründen gewonnen hat. Endlich mal jemand, der nicht aus der Tech-Branche kommt. Endlich mal jemand, der Dinge tut, die uns Menschen tagtäglich angehen. Also auf nach Bad Tabarz. Der Kurort zu Füßen des Inselsbergs hat in den letzten Jahren deutlich an Profil gewonnen. Wenn es derzeit nicht gerade von zahlreichen Straßenbaustellen umzingelt wäre, müsste man da eigentlich öfter hinfahren. Die Gemeinde hat gut 4.000 Einwohner. Einer davon ist Max Stiebling – ein bekennender Tabarzer, wie ich noch erfahren werde. Ich liebe den Geruch von frisch gebackenem Brot. Der steigt mir gleich in die Nase, als ich die Bäckerei betrete. Als wir uns zum Gespräch in seinem Büro zusammensetzen, bin ich kurz versucht, ihn zu duzen. Aber so viel professionale Distanz muss sein: Ich lasse es. Vielleicht nächstes Mal. Unser Gespräch dauert mehr als eine Stunde. Max erzählt, ich höre zu. Es ist eine spannende Geschichte, die er zu erzählen hat. Am Ende werde ich verstehen, dass nicht die eigentliche Gründungsgeschichte wichtig ist, sondern sein Weg dorthin. Geboren wurde er wenige Monate vor der Wende 1989. Zwei Jahre zuvor hatte sein Vater eine Dorfbackstube im benachbarten Dörfchen Langenhain übernommen. Nach Max’ Geburt kommt eine erste Filiale in Tabarz hinzu, weitere folgen. Für Max ist der Alltag in einer Bäckerei Normalität. Auf seinem Smartphone hat er noch heute ein Bild, dass ihn zeigt, wie er auf Mehlsäcken sitzend Bäcker spielt. Er überlässt es mir für diesen Beitrag. Seit er 13 ist, arbeitet er in der Bäckerei mit. Er kennt nichts anderes, seinem Taschengeld hilft es auch. Unterdessen gründet sein Vater mit einem Geschäftspartner ein Unternehmen, dass sich auf die Herstellung von tiefgekühlten Obstkuchen spezialisiert. In Asien finden diese Produkte reißenden Absatz, das Unternehmen expandiert. Max macht unterdessen Abitur. In den Ferien zwischen 11. und 12. Klasse reist er nach Indien, wo sein Vater gerade eine Fabrik bauen lässt. Max fasst den Entschluss, Bäcker zu werden. Da muss ich nachfragen. Bäcker, sind das nicht die Leute, die Max Stiebling in der Backstube

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